Rödermark: Keine Angst vor großem Vergleich
Die CDU Rödermark hat beim Parteitag im Herbst ihre Spitze verjüngt. Adrienne Wehner (43), Rechtsanwältin, zweifache Mutter und Stadtverordnete, löste den Vorsitzenden Ralph Hartung ab, der sich auf die Kreispolitik konzentriert.
Rödermark - Wir sprachen mit Adrienne Wehner über frischen Wind in der Politik, die schwarz-grüne Koalition und die Stadtentwicklung. Da hat sie keine Scheu vor einem ganz großen Vergleich.
Frau Wehner, gut ein halbes Jahr ist’s her, dass Sie zur Vorsitzenden des CDU-Stadtverbands gewählt wurden. Was war Ihre Motivation, für dieses Amt zu kandidieren?
Ich bin seit 2007 ein aktives Mitglied der CDU Rödermark. Meine Motivation für die politische Arbeit ist seit Beginn eigentlich die gleiche: Die Stadt für alle noch lebenswerter zu machen. Speziell für das Amt als Vorsitzende lag die Motivation auch darin, den Stadtverband zu verjüngen und in einen neuen Abschnitt zu führen.
Welche Aufgaben sind Sie zuerst angegangen? Gab es Bereiche, in denen Sie der berühmte neue Besen war, der gut kehrt?
Da mein Vorgänger Ralph Hartung eine aufgeräumte CDU übergeben konnte, durfte ich sofort in die tägliche Parteiarbeit einsteigen. Meine erste Aufgabe bestand darin, meine beiden neu gewählten Stellvertreter Florian Brehm und Travis Brößler mit ihren Aufgaben vertraut zu machen. Außerdem liegt mein Schwerpunkt in diesem Jahr darin, unsere Präsenz bei öffentlichen Terminen zu erhöhen, womit wir bereits in den vergangenen Monaten begonnen haben.
Florian Brehm und Travis Brößler sind mit 30 beziehungsweise 22 Jahren recht jung. Stimmen Sie folgender Aussage zu? Neue Ideen gleichen fehlenden Stallgeruch aus.
Nein, denn sowohl Florian Brehm als auch Travis Brößler sind keine Neulinge in der CDU. Travis ist aktiv bei der Jungen Union im Vorstand und bereicherte in der Vergangenheit bereits den CDU- Vorstand. Florian Brehm ist seit der letzten Kommunalwahl Stadtverordneter. Durch seine inhaltliche Mitarbeit in der Fraktion ist auch er als Stellvertreter eine Bereicherung für den Vorstand.
Also ein Vorbild für die übrigen Parteien?
Natürlich. Keine andere Partei hat in den vergangenen Monaten eine solche positive Veränderung in Vorstand und Fraktion vollzogen. Und wir werden dies noch weiterführen.
Dem liebsten Vorwurf von FDP und Freien Wählern werden Sie wohl nicht zustimmen: Der Koalitionsfriede mit der AL ist der CDU wichtiger als neue Gewerbegebiete und die damit verbundenen Steuereinnahmen.
Hierzu kann ich sagen, dass wir in dieser Wahlperiode Gewerbegebiete baureif machen wie seit 50 Jahren nicht mehr. In der Kapellenstraße wird es die bedeutendste und wirtschaftlich wichtigste Entwicklung in Rödermark seit dem Zweiten Weltkrieg geben. Die Parameter, die dort zu verzeichnen sind, übersteigen alles, was es in dieser Stadt bisher gegeben hat: Sicherung und Steigerung von Einnahmen durch Gewerbesteuer, steigende Zahl der Arbeitsplätze vor Ort, Ansiedlung von Zulieferern und so weiter, und so weiter...
Wie sieht’s im anderen großen Stadtteil aus?
Am Hainchesbuckel gelingt uns der Doppelschlag: Bestandssicherung eines wichtigen Unternehmens und weitere Gewerbeflächen. Weitere Maßnahmen hängen vom Grundstückserwerb durch die Stadt ab. Hier sind die Anträge von FDP und Freien Wählern nicht zielführend. Mehr an gewerblicher Entwicklung geht nicht.
Wo funktioniert die Zusammenarbeit mit der AL aus CDU-Sicht bestens? Und wo will – oder muss – die neue Vorsitzende das politische Profil der eigenen Partei schärfen?
Wenn die Koalitionäre persönlich miteinander können und respektvoll miteinander umgehen, funktioniert auch die politische Arbeit. Stimmt die Atmosphäre, wird man sich in Sachfragen immer einigen können. Dies haben wir bereits eindrücklich bewiesen.
Erläutern Sie doch bitte unseren Lesern die größten Herausforderungen, vor denen Rödermark steht. Und natürlich: Wie will die CDU diese Aufgabe bewältigen?
Die wichtigsten Punkte werden sein: die Schaffung von Wohnraum durch Mobilisierung von Flächen im Innenbereich, aber ohne eine ausufernde Verdichtung; Verkehrsentlastung unter anderem durch den Ausbau des Hoppers nach außen, Ausbau der S-Bahn Dietzenbach-Urberach. Die Kinderbetreuung: Rödermark muss seinen Spitzenplatz behaupten, insbesondere durch Gewinnung von Personal und durch Ausbau der Kapazitäten.
Sie haben zum Schluss drei Wünsche für die CDU Rödermark frei...
Für die CDU würde ich mir erstens wünschen, dass mehr Bürger das politische Geschehen vor Ort verfolgen. Zweitens wünsche ich mir mehr junge Menschen, die sich aktiv in der Politik vor Ort engagieren. Und drittens wünsche ich mir mehr Zustimmung und Anerkennung für alle, die sich in Rödermark dafür engagieren, dass diese Stadt für alle noch lebenswerter wird.
Das Gespräch führte Michael Löw.